Die OPD-2 im Bericht an den Gutachter beim Kassenantrag für psychodynamische Psychotherapie
Die Achse „Behandlungsvoraussetzungen (angelehnt an die OPD-2)
Die Achse „Behandlungsvoraussetzungen“ der OPD-2
hilft, frühzeitig fragwürdige Indikationsstellungen für psychodynamische
Psychotherapie zu identifizieren und aussichtlose Anstrengungen (sowohl die
aussichtlose Erstellung eines Berichts als auch sinnlose Behandlungsversuche)
zu vermeiden. Der erste Punkt „Zuweisungskontext“ ist kein OPD-Kriterium, wurde
aber wegen seiner Wichtigkeit von mir ergänzt.
- Zuweisungskontext
- Schwere und Dauer der Störung
- Leidensdruck: 0 – 1 – 2 – 3 – 4
- Veränderungswünsche
des Patienten
reine Symptomreduktion – Verbesserung der körperlichen Funktionen und des körperlichen Wohlbefindens – Verbesserung der beruflichen Leistungsfähigkeit – Verbesserung sozialer Kontakte und Kompetenzen – Verbesserung des Selbstverständnisses – Erarbeitung neuer Lebensperspektiven, generelle Neuorientierung – keine deutlichen Veränderungswünsche - Einstellung zur
Psychotherapie
Berücksichtigt der Patient in seinem Krankheitskonzept psychosoziale Faktoren? 0 – 1 – 2 – 3 – 4
Kann der Patient mit dem Konzept des Unbewussten etwas anfangen? 0 – 1 – 2 – 3 – 4
Ist er bereit, an diesen reflektierend, motivklärend und konfliktorientiert zu arbeiten? 0 – 1 – 2 – 3 – 4 - Unterstützung
der Psychotherapie durch das soziale Umfeld 0 – 1 – 2 – 3 – 4
- Welche
Eigenschaften und Fähigkeiten des Patienten können für die therapeutische
Arbeit als persönliche Ressource genutzt werden?
- Veränderungshemmnisse
im sozialen Umfeld:
im Patienten:
Beziehen der Patient oder seine Angehörigen aus der Krankheit einen sekundären Krankheitsgewinn? Welchen?
Die Achse „Struktur“
OPD-2: Struktur-Achse |
In der alten OPD war die Strukturachse überzeugend
und praxisgerecht konzipiert. In der OPD-2 wurde sie neu gegliedert. Die neue
Systematik enthält eine ganze Reihe neuer Kategorien mit jeweils drei
Unterkategorien, welche die Strukturachse differenzierter, aber auch
komplizierter und unhandlicher machen. Zugunsten einer zeitsparenden Erstellung
von Berichten an den Gutachter habe ich versucht, die Struktur-Kategorien der
OPD-2 wieder zu vereinfachen, unter anderem durch die Zusammenfassung inhaltlich
ähnlicher Unterkategorien. Vor allem die Kategorie 3.1 „Emotionale Fähigkeit:
Kommunikation nach innen“ mit den Unterkategorien „Affekte erleben“,
„Phantasien nutzen“ und „Körperselbst“ scheint mir sehr konstruiert. Ich habe
die Unterkategorie „Affekte erleben“ im Anschluss an die Kategorie
„Selbstwahrnehmung“ unter den Punkt „Wahrnehmung und Differenzierung eigener Affekte“ subsumiert. Die
Beurteilung der Qualität des Kontaktes zum eigenen Körper und zur eigenen Phantasiewelt
ist zu einer eigenen Hauptkategorie geworden, die ich ebenfalls im Zusammenhang
mit der Selbstwahrnehmung sehe und die deshalb direkt nach dem Punkt „Wahrnehmung und
Differenzierung eigener Affekte“ aufgeführt ist.
Ein weiterer Punkt, der etwas abstrakt und praxisfern
konstruiert wirkt, ist die Kategorie 2.2 „Steuerungsfähigkeit: Regulierung des
Objektbezugs“ mit der Unterkategorientrias „Beziehungen schützen“,
„Interessenausgleich“ und „Antizipation“. Diese drei Unterkategorien sind unter
den Punkten „Objektwahrnehmung“, „Empathie und Antizipation der Reaktionen anderer“,
„Affekt- und Impulssteuerung“ sowie „Bindung“ ausreichend berücksichtigt, so
dass die „Regulierung
des Objektbezugs“ als eigene Kategorie wegfallen konnte. Schließlich habe ich
die Kategorie 4.1 „Fähigkeit zur Bindung: Innere Objekte“ mit den drei
Unterkategorien „Internalisierung“, Introjekte nutzen“ und „variable Bindungen“
umbenannt. Sie lautet jetzt „Objekt- und Selbstrepräsentanzen“. Der Punkt „variable
Bindung“ wurde der Kategorie „Bindung“ (an äußere Objekte) subsumiert.
Insgesamt resultieren elf Punkte, nach denen die kognitiven Fähigkeiten
(Ich-Leistungen) eines Patienten beurteilt werden können:
- Selbstwahrnehmung und Selbstbild (Selbstreflexion und Identität)
- Wahrnehmung und Differenzierung eigener Affekte
- Kontakt zum eigenen Körper und zur eigenen Phantasiewelt
- Selbst-Objekt-Differenzierung (Unterscheidung zwischen Ich und
Nicht-Ich)
- Objektwahrnehmung (realistische Wahrnehmung und angemessene Berücksichtigung
der Bedürfnisse anderer im Verhältnis zu den eigenen Interessen)
- Empathie und Antizipation der Reaktionen anderer
- Affekt- und Impulssteuerung
- Selbstwertregulierung
- Kontaktaufnahme und emotionale Kommunikation
- Objekt- und Selbstrepräsentanzen (positive innere Bilder von wichtigen
Menschen, Objektkonstanz, positiver Umgang mit sich selbst)
- Bindung (Bindungsfähigkeit, Hilfe annehmen, Bindung lösen, Variabilität der Bindung
Selbstwahrnehmung und Selbstbild (Selbstreflexion und Identität)
- gut integriert: vorhandene Fähigkeit,
den Blick auf die eigene Person und die eigene Innenwelt zu richten,
realistisch wahrzunehmen, was für ein Mensch man ist und was in einem vor
sich geht, und dieses sprachlich differenziert auszudrücken; ein kohärentes
Selbstbild ist auch über die Zeit hinweg stabil
- mäßig integriert: wenig Interesse,
über sich nachzudenken, die Selbstreflexion ist eher handlungsbezogen (was
man gesagt und getan hat) und kann nur schwer in differenzierte Worte
gefasst werden; situations- und stimmungsabhängige Einbrüche und Wechsel
im Selbstbild
- gering integriert: selbstreflexive
Wahrnehmung ist kaum möglich, kein kohärentes Bild von sich selbst und
seiner inneren Situation, widersprüchliche Selbstaspekte stehen
nebeneinander, keine Begriffssprache für innere Vorgänge; in unterschiedlichen
Zeiten und Situationen treten verschiedenartige Selbstaspekte in den Vordergrund
- desintegriert: die
Selbstschilderung wirkt verwirrend, befremdlich, wenig authentisch,
irreal, unverständlich, beliebig; Fehlen einer psychosozialen Identität,
stattdessen verzerrte, klischeehafte oder wahnhafte Identitätsaspekte
Wahrnehmung und Differenzierung eigener Affekte
- gut integriert: Affekte können in ihrer
Vielfältigkeit erlebt und zugelassen werden; auch in schwierigen
Situationen ist eine differenzierte Wahrnehmung und Schilderung eigener Affekte möglich,
die eine große Bandbreite zeigen und vor allem auch positive Affekte wie
Freude, Neugier und Stolz umfassen
- mäßig integriert: eingeschränkte
Wahrnehmung von Affekten, vor allem in schwierigen Situationen; negative
Affekte wie Wut, Angst, Enttäuschung und Selbstentwertung überwiegen
- gering integriert: Affekte können
nicht differenziert wahrgenommen und geschildert werden; negative Affekte drängen
sich auf und äußern sich vor allem nonverbal als Erregung, Panik, Entfremdung,
Affektleere, Depression oder manischer Gestimmtheit; Verachtung, Ekel und
Wut dominieren
- desintegriert: Ausgeliefertsein
an heftige, befremdliche Affekte, die nicht in Worten benannt werden
können; eine steuernde Instanz zwischen Affekterleben und Handlungen ist
kaum vorhanden
Kontakt zum eigenen Körper und zur eigenen Phantasiewelt
- gut integriert: der eigene
Körper ist lebendiger und integraler Bestandteil des Selbsterlebens;
Phantasien und Träume können genutzt werden, um seinen Erlebnisraum zu
erweitern und kreative Lösungen vorzubereiten
- mäßig integriert: Einschränkungen
des Körpererlebens und Unsicherheiten des Körperselbstbildes, der Körper
wird ich-dyston im Sinne eines „Ich-und-mein-Körper“ erlebt; Phantasietätigkeit
ist eingeschränkt
- gering integriert: der eigene
Körper wird bedrohlich und eingefroren erlebt; unklares oder
fragmentiertes Körperselbstbild; negative Phantasien können zu
bedrohlichen
- Überzeugungen werden
- desintegriert: Fremdheit des
eigenen Körpers, keine Trennung von Realitätsbeschreibung und subjektiven
Phantasien
Selbst-Objekt-Differenzierung (Unterscheidung zwischen Ich und Nicht-Ich)
- gut integriert: Affekte, Impulse und Gedanken
können eindeutig dem eigenen Selbst/Ich oder den Objekten zugeordnet
werden; die Abgrenzung des eigenen Selbst/Ich von den Objekten gelingt
problemlos
- mäßig integriert: Die Zuordnung
von Affekten, Impulsen und Gedanken ist bezüglich Selbst und Objekt
unsicher; die Abgrenzung vom Anderen und die distanzierte Wahrnehmung des
Anderen ist erschwert
- gering integriert: Verwechslung von
Selbst und Objekt; dem Objekt werden die Affekte zugeschrieben, die für
das Selbst unerträglich sind (Projektion)
- desintegriert: Unfähigkeit,
zwischen Selbst- und Objektaspekten zu trennen
Objektwahrnehmung (realistische Wahrnehmung und angemessene Berücksichtigung der Bedürfnisse anderer im Verhältnis zu den eigenen Interessen)
- gut integriert: andere werden als Menschen mit
eigenen Interessen, Bedürfnissen, Rechten, Stimmungen, Fähigkeiten und
einer eigenen Geschichte wahrgenommen; Gegensätze zwischen den eigenen
Bedürfnissen und den Bedürfnissen der Anderen können deutlich wahrgenommen
werden; ein konstruktiver Interessensausgleich ist möglich
- mäßig integriert: andere werden in
ihrem besonderen Sosein und Anderssein sowie in der ihnen eigenen
Komplexität und Widersprüchlichkeit nicht wahrgenommen, sondern vielmehr
entsprechend der eigenen Wünsche verzerrt erlebt, so dass positive oder
negative Seiten überzeichnet werden; es stehen entweder die eigenen oder
die anderen Interessen im Vordergrund, so dass kein befriedigender Interessensausgleich
erfolgt
- gering integriert: einzelne
Eigenschaften anderer werden generalisiert und prägen das Gesamterleben
des Objektes, wodurch andere leicht in Extremen wahrgenommen werden, entweder
als besonders gut oder ganz und gar schlecht; es fehlt eine angemessene
Vorstellung von den Interessen des Anderen; die eigenen Interessen
erscheinen in Beziehungen bedroht
- desintegriert: andere werden
als bedrohlich und verfolgend erlebt und müssen entsprechend gefürchtet
und bekämpft werden; eigene Interessen haben eine schwer nachvollziehbare
geradezu existenzielle Dringlichkeit und werden kompromisslos über alle
anderen Interessen gestellt
Empathie und Antizipation der Reaktionen anderer
- gut integriert: vorhandenes Einfühlungsvermögen in die innere
Erlebniswelt anderer; Reaktionen anderer können angemessen und
handlungssteuernd vorausgesehen werden
- mäßig integriert: eingeschränktes Einfühlungsvermögen
in die innere Erlebniswelt anderer; übertriebene Vorstellung über negative
Reaktionen anderer auf das eigene Tun
- gering integriert: geringes Einfühlungsvermögen
in die innere Erlebniswelt anderer; kaum Mitgefühl für andere; negative
Reaktionen anderer auf das eigene Handeln können kaum vorausgesehen und
zur Verhaltenskontrolle eingesetzt werden
desintegriert: einfühlendes Verstehen anderer fehlt gänzlich; völlige Unfähigkeit, Reaktionen anderer auf das eigene Tun zu vorauszusehen und für die Steuerung des eigenen Verhaltens zu nutzen
Affekt- und Impulssteuerung
- gut integriert: eigene negative
und ambivalente Affekte können wahrgenommen und sozialverträglich
ausgedrückt werden; orale, aggressive und sexuelle Impulse können
einerseits wahrgenommen, andererseits im Rahmen von Wert- und
Moralvorstellungen sowie der geltenden Rechtsordnung aufgeschoben sowie
schließlich sozial verträglich befriedigt und integriert werden
- mäßig integriert: heftige negative
Affekte können schlecht ertragen werden und führen zu übersteuertem
Verhalten; orale, aggressive und sexuelle Impulse sind einerseits stark
gehemmt, woraus ein Gefühl innerer Blockiertheit und großen inneren Drucks
resultiert, andererseits brechen die Impulse gelegentlich durch mit der
Folge starker Schuldgefühle oder einer vorübergehenden vollständigen Ausblendung
von Schuld
- gering integriert: Die Überflutung
von negativen Affekten kann so unerträglich werden, dass es zu
Impulsdurchbrüchen kommt; Impulse können insgesamt kaum aufgeschoben
werden; aggressive Impulse münden in selbst- oder fremddestruktiven Handlungen
- desintegriert: Negative Affekte
steigern sich zu Zuständen hochgradiger Erregung; unbändiger,
zerstörerischer Hass und ausgeprägter Steuerungsverlust können zu
delinquenten Handlungen führen, vor allem unter dem zusätzlichen Einfluss
von Alkohol und Drogen.
Selbstwertregulierung
- gut integriert: Auch unter konflikthaften
Belastungen kann ein positives Selbstwertgefühl aufrechterhalten oder
wiederhergestellt werden
- mäßig integriert: Konflikte und
Misserfolge beeinträchtigen das Selbstwertgefühl, was sich in
Empfindlichkeit, Selbstüberhöhung oder -entwertung, Selbstbestrafung oder
Rückzug äußert
- gering integriert: schon bei
leichter Verletzung oder bei geringfügigen Konflikten wird das
Selbstwertgefühl gestört; allgemein hohe Kränkbarkeit, Neigung zu
unrealistischen Größenvorstellungen, Scham, Ekel vor sich selbst, Entwertung,
Gereiztheit, Beziehungsabbruch und der Unfähigkeit, die eigenen Grenzen zu
akzeptieren
- desintegriert: schwere,
wirklichkeitsfremde Verzerrungen der eigenen Selbstbewertung (Grandiosität
oder chronisch niedriges Selbstwertgefühl)
Kontaktaufnahme und emotionale Kommunikation
- gut integriert: lebendige Kontaktaufnahme mit sichtbarer
affektiver Beteiligung ist möglich
- mäßig integriert: eingeschränktes
Interesse an persönlicher Kontakt- und Beziehungsaufnahme; die
Mitteilungsbereitschaft ist durch das Überwiegen negativer Affekte
(Enttäuschung, Selbstentwertung, Depression, Kränkbarkeit) gehemmt; das
Gespräch ist auch für andere aufgrund der fordernden, vorwurfsvollen und
selbstbezogenen Haltung schwierig
- gering integriert: Vermeidung
emotionaler Kontaktaufnahme oder distanzloses Kontaktverhalten; die stark
eingeschränkte affektive Differenzierungsfähigkeit, Unbeteiligtsein,
Empathiemangel und die Neigung zur Entwertung lassen im Gegenüber
Verwirrung, Leere, Distanz sowie einen Wechsel von Überengagement und
Resignation entstehen
- desintegriert: Kontaktaufnahme
ist nicht möglich oder erfolgt formal-rollenhaft; Affekte können nicht
kontrolliert und symbolisiert werden; eine Sprengung des Settings ist
möglich
Objekt- und Selbstrepräsentanzen (positive innere Bilder von wichtigen Menschen, Objektkonstanz, positiver Umgang mit sich selbst)
- gut integriert: vorhandene
Fähigkeit, emotional stabile innere Bilder von wichtigen Menschen zu
entwerfen und aufrechtzuerhalten und diese inneren Bilder zu nutzen, um
Trennung zu ertragen, sich selbst zu beruhigen, für sich selbst zu sorgen
und einzustehen
- mäßig integriert: eingeschränkte
Fähigkeit, emotional stabile innere Bilder von wichtigen Menschen zu
entwerfen und aufrechtzuerhalten; Halt gebende innere Bilder können nach
kürzerer Zeit und bei Konflikten verloren gehen; reduzierte Fähigkeit,
Trennungen von wichtigen Menschen zu ertragen à ängstliche Struktur); innere Objekte sind
nicht nur wohlwollend, sondern treiben eher an, kritisieren, fordern,
vernachlässigen (Introjekte)
- gering integriert: Beziehungen
hinterlassen keine positiven inneren Bilder; überwiegend Vorstellung von
bedrohlichen und verfolgenden Objekten; innere Objekte können nicht zur
Selbstberuhigung und zum sorgsamen Umgang mit sich selbst genutzt werden
- desintegriert: innere Objekte
sind in destruktiver Weise aggressiv, verschlingend und geradezu
unheimlich
Bindung (Bindungsfähigkeit, Hilfe annehmen, Bindung lösen, Variabilität der Bindung)
- gut integriert: andere sind mit
ihren spezifischen Wesenseigenschaften emotional bedeutsam; es besteht der
Wunsch, sich an andere zu binden, sich gegenseitig zu unterstützen, Beziehungen
zu schützen, Interaktionsregeln zu entwickeln und zu achten; bei Bedarf
kann die Hilfe anderer angenommen werden; es besteht keine
Objektabhängigkeit, wohl aber die Fähigkeit, bei Trennung und Verlust
angemessen zu trauern; Fähigkeit, sowohl dyadische als auch triadische
Beziehungen einzugehen und sich bei Bedarf wieder zu lösen
- mäßig integriert: die emotionale
Bedeutung des wichtigen Anderen ist überhöht, ohne dass die spezifischen
Wesenseigenschaften anderer voll berücksichtigt werden; dyadische
Beziehungen werden bevorzugt; die Objekt-Abhängigkeit kann sich in anklammernden
oder überfürsorglichen Verhalten zeigen; es kann auch eine Unfähigkeit
bestehen, bei Bedürftigkeit hilfreiche Andere zu finden und/oder in
Anspruch zu nehmen; Abschiede (und damit ein bewusstes Erleben von
Trennung) können übergangen werden
- gering integriert: stark eingeschränkte
Bindungsfähigkeit; wechselnde, kurzfristige, funktionalisierte, nach einem
die Individualität des Anderen kaum berücksichtigenden Muster ablaufende Beziehungen;
Misstrauen in Hilfsangebote; keine Vorstellung, anderen helfen zu können; Unfähigkeit,
trauernd Abschied zu nehmen; reale Trennung können Depression und
Desorganisation auslösen;
- desintegriert: entweder totale
regressive Symbiose oder völlige Vermeidung von Objektbindung; alle
Objekte erscheinen ähnlich; Trennungen werden scheinbar reaktionslos
hingenommen; dennoch können Trennungsthemen massive Reaktionen auslösen
Die Achse „Beziehung“
Die Achse „Beziehung“ wurde in der OPD-2 deutlich
verbessert. Die Beschreibungs-Items sind lebensnäher als in der alten OPD und
lassen sich sowohl für die Bestimmung der Neurosenstrukturen nach
Schultz-Hencke als auch für die Fokusbestimmung im Rahmen eines Therapieplans
nutzen. Die Achse „Beziehung“
erfasst über das beobachtbare und beschreibbare Beziehungsverhalten eines
Patienten seine charakteristischen habituellen dysfunktionalen interpersonellen
Interaktionsmuster.[1]
In Anlehnung an Lorna
Smith Benjamins „Strukturelle Analyse sozialen Verhaltens“ (SASB)
wird das Beziehungsverhalten und -erleben des Patienten auf einer
objektbezogenen und einer selbstbezogenen Ebene beschrieben.
Die OPD-2 führt zu jeder der beiden Ebenen sechzehn Beschreibungs-Items
auf, die auf einem Kreis (Zirkumplexmodell nach Benjamin) angeordnet werden. Das
Kreismodell beinhaltet eine horizontale Achse, welche auf beiden Ebenen die
Qualität der „Affiliation“ mit den Polen „freundlich zugewandt“ und
„feindselig“ wiedergibt. Die vertikale Achse stellt die Qualität der
interpersonellen „Interdependenz“ dar, die sich auf der objektbezogenen Ebene
zwischen den Polen „gewähren lassen“ und „Kontrolle“ und auf der
selbstbezogenen Ebene zwischen den Polen „Verselbstständigung“ und „Anpassung“
aufspannt.
Die jeweils sechzehn
Beschreibungs-Items pro Kreis stellen mögliche Extremvarianten interpersonellen
Verhaltens dar, in denen die vier Pole der Achsen entweder in Reinform oder in
Mischung miteinander in dysfunktionaler Übertreibung zu Tage treten. Z. B. am
oberen Pol des objektbezogenen Kreises (gewähren lassen) finden wir die Items
„anderen (zu) viel Freiraum lassen“ und „Einflussnahme auf andere (allzu stark)
vermeiden“. Die Mischung von „gewähren lassen“ und „freundlich zugewandt“ lautet
in der Form objektbezogener Beschreibungs-Items: „andere (total) idealisieren“
und „andere (allzu) sehr entschuldigen“.[2]
Schauen wir uns die
zwei Kreise im Einzelnen an.
1. Kreis: Das interpersonelle Verhalten ist auf ein Gegenüber zentriert.
Das Verhalten bezieht sich direkt auf andere Menschen, sog. „Objekte“. Der Patient kann im Hinblick auf den Therapeuten und andere Menschen2. Kreis: Das interpersonelle Verhalten ist auf die eigene Person zentriert.
Das Verhalten zeigt vor allem einen Selbstbezug, der durch das Reflexivpronomen „sich“ gekennzeichnet ist). Die selbstbezogenen Items der OPD-2 lauten:OPD-2 |
Dysfunktionales Beziehungsverhalten aus verschiedenen subjektiven Perspektiven:
Zur Beschreibung der
Beziehungsmuster eines Patienten stehen grundsätzlich folgende mögliche
Beobachtungsquellen zur Verfügung:
·
Perspektive A 1. Wie
der Patient sein Verhalten gegenüber anderen erlebt und
beschreibt
2. Wie der Patient das Verhalten anderer ihm gegenüber erlebt
und beschreibt
·
Perspektive B 3.
Wie andere, vor allem der Therapeut, das Verhalten des
Patienten ihnen gegenüber erleben und beschreiben
4. Wie andere, vor allem der Therapeut, ihr eigenes Verhalten gegenüber dem
Patienten erleben und beschreiben (Gegenübertragung).
In der OPD-2 werden die 32 Items der beiden Kreise
auf diese vier Aspekte angewendet. Bei der Gegenüberstellung der subjektiven
Erlebensebenen kann man oft feststellen, dass ein und dasselbe
Beziehungsgeschehen ganz unterschiedlich erlebt und beschrieben wird, so als
befänden sich die verschiedenen Beteiligten und Zeugen des Beziehungsgeschehens
in unterschiedlichen Welten oder Wirklichkeiten. Der Patient erlebt das Verhalten wichtiger
anderer Menschen oft als Zumutung, Angriff oder Enttäuschung. Auf dieses
Verhalten reagiert der Patient mit einem eigenen Verhalten, das er meist als
seine passive, zwangsläufige und notwendige Antwort auf das Zugemutete
versteht. Andere wiederum erleben das Verhalten des Patienten keineswegs als
nur passiv und reaktiv, sondern als problematisches Beziehungsangebot, unter
Umständen eben auch als Zumutung, Angriff oder Enttäuschung. Andere reagieren
auf dieses problematische Beziehungsangebot mit einem Verhalten, das der Patient
als Wiederholung jener Enttäuschung erlebt, die er vonseiten anderer schon immer
erwartet und erlebt hat. Damit ist ein typischer, sich selbst verstärkender, maladaptiver
interpersonaler Zirkel geschlossen.
Der beschriebene Circulus vitiosus lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Ein bestimmtes als Zumutung erlebtes Verhalten anderer
à (provoziert) eine Reaktion des Patienten, die er
als defensiv erlebt
à (stellt) ein problematisches Beziehungsangebot für
andere (dar)
à andere reagieren entsprechend und erleben ihr
Verhalten ebenfalls als defensiv
à Patient erlebt das
Verhalten anderer als Bestätigung seiner eigenen negativen Erwartungen.
Beispiel:
Perspektive A:
1. Ein Patient erlebt
sich immer wieder so, dass er sich anderen immer wieder widersetzt (Item 18)
und sich von ihnen zurückzieht (32), weil er
2. andere immer wieder
so erlebt, dass sie ihn bestimmen (10), ignorieren (16) und ihn schädigen (14).
Perspektive B:
1. Andere, auch der
Therapeut, erleben, dass der Patient sie/ihn immer wieder bestimmt (10), viel
Selbstständigkeit beansprucht (17) und sie/ihn klein macht und entwertet (11).
2. Deshalb tendieren andere dazu, sich dem Patienten zu widersetzen (18), aufzugeben
(26) und sich zurückzuziehen (32).
Das dysfunktionale
Ergebnis des beschriebenen Interaktionsmusters ist, dass beide Seiten
gegeneinander eine trotzige Abwehrhaltung einnehmen und sich schließlich
enttäuscht zurückziehen.
Beziehungsthemen, Komplementarität und Ressourcen:
Wir müssen
unterscheiden zwischen der Beziehung zwischen den Items innerhalb eines jeden
der beiden Kreise und der Beziehung zwischen den Items, die in beiden Kreisen
an jeweils analoger Position stehen: Zwei innerhalb eines Kreismodells räumlich
entgegengesetzte Items, die als Übertreibungen natürlicher Tendenzen gemeint
sind (z. B. „zu viel Freiraum lassen“ und „zu wenig Freiraum lassen“)
gehören zu einem übergeordneten Beziehungsthema, das auch
für seelisch gesunde Menschen in der einen oder anderen natürlichen Weise
bedeutsam ist (hier z. B. „anderen Freiraum lassen“).
Die Items zur
Beschreibung des Verhaltens und die Beziehungsthemen, die in jedem der beiden
Kreise an den gleichen Positionen stehen, zeigen komplementäre interpersonelle
Muster und Themen zwischen zwei Interaktionspartnern auf. Z. B. das Muster 25
(Eigenständigkeit vermeiden), das im unteren (selbstbezogenen) Kreis unten
steht, „passt“ zum Muster 9 (anderen wenig Freiraum lassen), das im oberen
(objektbezogenen) Kreis an analoger Position, nämlich ebenfalls unten steht. Ein
Mensch, der Eigenständigkeit vermeidet, sucht sich bevorzugt einen Partner, der
dazu neigt, anderen wenig Freiraum zu lassen (und umgekehrt).[3]
Trotz der
komplementären Verschiedenheit des phänomenalen Beziehungsverhaltens zweier
Interaktionspartner haben beide wichtige Gemeinsamkeiten, die sie aneinander
binden, nämlich die gemeinsamen Beziehungsthemen: Ob ich viel oder wenig Freiraum
lasse, das objektbezogene Thema bleibt das Gleiche: Freiraum lassen. Und mit
dem Thema „Freiraum lassen“ im objektbezogenen Kreis ist automatisch das komplementäre
Beziehungsthema im selbstbezogenen Kreis angesprochen: „sich entfalten“ mit den
zwei Polen „viel Freiraum und Selbstständigkeit beanspruchen“ und „Eigenständigkeit
vermeiden“. Das Gleiche gilt für alle anderen Items, die im oberen und unteren
Kreis an analogen Positionen stehen.
Bei der praktischen Bestimmung der Beziehungsthemen
geht man gemäß OPD-2 folgendermaßen vor: Zunächst wird aus einer Liste mit allen
Beziehungsthemen und ihren dysfunktionalen Verhaltensausprägungen das
wichtigste problematische Beziehungsthema ausgewählt und in der Spalte P
(Problemthema) mit einer 1 (wichtigstes Thema) gekennzeichnet. Nehmen wir an, wir hätten das Thema „andere anerkennen“ im
objektbezogenen Kreis als das psychodynamisch wichtigste dysfunktionale repetitive
Muster erkannt. Zum Thema „andere anerkennen“ gehören die zwei Pole „idealisieren“
und „entwerten, beschämen“. Das komplementäre Thema im selbstbezogenen Kreis
lautet: „sich zur Geltung bringen“ mit den beiden dysfunktionalen
Übertreibungen „sich wichtig machen“ und „sich selbst entwerten“. In der
folgenden Tabelle (Ausschnitt aus dem Themen- und Ressourcen-Rating der OPD-2)
werden jeweils zwei Ausprägungsgrade von jeweils zwei komplementären Beziehungsthemen
im Sinne eines Zuviel und jeweils zwei im Sinne eines Zuwenig aufgeführt.
Dysfunktionale Varianten: „zu wenig“
|
P
|
Beziehungsthema
|
R
|
Dysfunktionale Varianten: „zu viel“
|
||||
andere total entwerten
und vernichtend beurteilen
|
andere entwerten und beschämen
|
andere wertschätzen
und anerkennen
|
andere bewundern und
besonders anerkennen
|
andere idealisieren
und völlig überschätzen
|
||||
sich selbst total
wertlos und nichtig machen
|
sich selbst entwerten
und klein machen
|
seinen Wert anderen
gegenüber angemessen zur Geltung bringen
|
viel Geltung für sich
beanspruchen
|
sich ständig wichtig machen
und in den Mittelpunkt stellen
|
Als nächster Schritt wird das zentrale Beziehungsproblem des Patienten in
folgendem Format formuliert: „Der Patient neigt dazu, andere zu idealisieren
und völlig zu überschätzen, anstatt andere in angemessener Weise wertzuschätzen
und anzuerkennen.“ In dieser Formulierung wird neben dem interpersonellen
Problemmuster bereits die therapeutische Zielsetzung benannt, die für den
Behandlungsplan genutzt werden kann. Analog geht man mit dem zweitwichtigsten
Thema vor. Schließlich wird geprüft, ob der Patient bei einem der
Beziehungsthemen, für die keine Dysfunktionalität festgestellt wurde, über besondere Fähigkeiten verfügt, die in der Spalte R als Ressource markiert
wird. Beziehungsressourcen können therapeutisch genutzt werden. Sie bilden eine
Basis, auf die sich die Zusammenarbeit mit dem Patienten stützen kann.
Liste der Items
1. Freiraum lassen, alleine machen lassen (anderen
Freiraum lassen)
2. Einflussnahme vermeiden (andere anleiten)
3. idealisieren (andere anerkennen)
4. andere sehr entschuldigen (andere verantwortlich
machen)
5. mit Zuneigung bedrängen (Zuneigung zeigen)
6. harmonisieren (Aggression zeigen)
7. sich besonders kümmern (sich um andere kümmern)
8. sich taktlos aufdrängen (zu anderen Kontakt aufnehmen)
9. anderen wenig Freiraum lassen, bevormunden (Freiraum
lassen)
10. kontrollieren, Ansprüche stellen (andere anleiten)
11. entwerten, beschämen (andere anerkennen)
12. beschuldigen, Vorwürfe (andere verantwortlich machen)
13. Zuneigung entziehen (anderen Zuneigung zeigen)
14. angreifen, schädigen (anderen Aggression zeigen)
15. vernachlässigen (sich kümmern)
16. andere ignorieren (Kontakt aufnehmen)
17. für sich viel Freiraum und Selbstständigkeit
beanspruchen (sich entfalten)
18. sich widersetzen, trotzen (sich einordnen)
19. sich wichtig machen, in den Mittelpunkt stellen (sich
zur Geltung bringen)
20. Schuld von sich weisen (Schuld anerkennen)
21. sich bei Zuneigung verlieren (sich auf Zuneigung
einlassen)
22. sich wenig schützen
(sich schützen)
23. sich sehr anlehnen (sich anlehnen)
23. sich sehr anlehnen (sich anlehnen)
24. viel an sich heranlassen (Kontakt zulassen)
25. Eigenständigkeit vermeiden (sich entfalten)
26. sich anpassen, aufgeben (sich einordnen)
27. sich selbst entwerten (sich zur Geltung bringen)
28. sich die Schuld geben (Schuld anerkennen)
29. sich bei Zuneigung verschließen (auf Zuneigung
einlassen)
30. sich sehr schützen (sich schützen)
31. sich wenig anlehnen (sich anlehnen)
32. sich abschotten, zurückziehen (Kontakt zulassen)
Die Achse „Konflikt“
Voraussetzung für Konfliktbeurteilung
- Diagnostische Sicherheit
ist vorhanden, Untersucher hat genügend Information
- Strukturniveau des
Patienten ist mindestens mäßig integriert, abgrenzbare Konflikte sind
identifizierbar
- Konflikt- und
Affektwahrnehmung des Patienten reicht aus, konflikthafte Themen werden
nicht total abgewehrt (Normopath), ein Leitaffekt ist identifizierbar
- Vorbestehende repetitive dysfunktionale
Konfliktmuster und die resultierende erhöhte Konfliktspannung spielen als
Ursache der zu behandelnden Störung eine wesentliche Rolle. Die Störung
ist nicht ganz überwiegend auf eine schwerwiegende Aktualkonfliktbelastung
im Sinne einer Anpassungsstörung zurückzuführen.
Repetitive dysfunktionale Konflikte um zentrale Beziehungsdimensionen
In Beziehungen geht es immer wieder um bestimmte Kerndimensionen, in denen
unterschiedliche natürliche eigene Bedürfnisse miteinander oder eigene Bedürfnisse
mit den Bedürfnissen wichtiger Anderer im Konflikt stehen können. Es handelt
sich um
- die Dimension überlebenswichtiger Bindung/Nähe: Individuation versus Abhängigkeit
- die Dimension Macht: Unterwerfung versus Kontrolle, Eigenes behalten/behaupten wollen/dürfen
versus hergeben und nachgeben müssen/können
- die Dimension Versorgung und
Autarkie: brauchen und nehmen wollen/können versus gebraucht werden und
geben wollen/können:
- die Dimension Selbstwert: Selbstwertgefühl versus Scham und
Selbstzweifel, Selbstliebe versus Objektliebe
- die Dimension Schuld: egoistische versus prosoziale Tendenzen[4], Schuldabweisung/-zuweisung
versus Schuldannahme
- die Dimension Ödipus: Attraktivität und Rivalität versus Verzicht und
Harmonie
- die Dimension Identität: fehlende oder widersprüchliche Vorbilder in
der eigenen Familie, Problem der Vereinbarkeit verschiedener bewusster und
unbewusster Selbstidentitäten, Rollenverständnisse und Rollenerwartungen.
Die Konfliktthemen selbst sind ubiquitär. Die Tatsache, dass eines oder
mehrere dieser Themen einen Menschen beschäftigen, ist kein pathologisches
Phänomen. Im Gegenteil: eine aktive, emotional engagierte, aber halbwegs
ausbalancierte Auseinandersetzung mit den Themen kann als Ausdruck von
seelischer Gesundheit gewertet werden. Die neurotische Qualität gewinnen die
Konfliktthemen dann, wenn der Patient auf sie einseitig fixiert ist, und
dadurch, dass ihre Pole (X versus Y) in einem unvereinbaren
Entweder-Oder-Gegensatz zueinander stehen und in einer zeitlich überdauernden,
Kräfte raubenden und unproduktiven Wiederholung verarbeitet werden.
Die OPD operationalisiert
die Konfliktthemen in folgender Weise:
Nicht
vorhanden=0 wenig bedeutsam=1 bedeutsam=2 sehr
bedeutsam=3 nicht beurteilbar=9
Der Untersucher
entscheidet sich für einen Hauptkonflikt:
einen zweitwichtigsten Konflikt:
Der Modus der
Verarbeitung des Hauptkonfliktes kann sein:
Vorwiegend
aktiv=1 gemischt, eher
aktiv=2 gemischt, eher passiv=3 vorwiegend passiv=4 nicht beurteilbar=9
1. Die Dimension überlebenswichtiger Bindung und
notwendiger Individuation (Abhängigkeit versus Selbstständigkeit)
Aktiver Modus: sucht Distanz, Kampf um Eigenständigkeit, Unterdrückung von Anlehnungsbedürfnissen,
Angst vor Nähe und Vereinnahmung
à pseudounabhängige
Struktur
Passiver Modus: sucht Nähe und Bindung um jeden Preis, fühlt sich schwach und hilflos,
verleugnet Konflikte und vermeidet Verantwortung
à (offen) abhängige
Struktur
2. Die Dimension Macht (Ohnmacht und Unterwerfung
versus Dominanz und Kontrolle, Eigenes behalten/behaupten wollen/dürfen versus
hergeben und nachgeben müssen/können)[5]
Aktiver Modus: sucht Überlegenheit mit allen legal(istisch)en Mitteln (Angst, bestimmt
und beherrscht zu werden); um die eigene Macht zu demonstrieren, können andere
gedemütigt werden
à zwanghafte
Struktur
Passiver Modus: gekränkte, passiv-aggressive Unterwerfung,
unterdrückte, ohnmächtige Wut, äußere Anpassung bei innerem, versteckten
Widerstand; Krankheit als Mittel, Überlegenheit über die übermächtig erlebte
Umwelt zu gewinnen[6]
à passiv-aggressive Struktur
3. Die Dimension Versorgung und
Autarkie (brauchen und nehmen wollen/können versus gebraucht werden und geben
wollen/können)
Aktiver Modus: selbstgenügsam, altruistisch, fürsorglich in der unbewussten Hoffnung,
dafür selbst (irgendwann) Fürsorge und Geborgenheit zu bekommen,
à depressive Struktur
Passiver Modus: unersättliches oral-kaptatives Haben-wollen (viel und sofort) und
fehlendes Selbst-tun-wollen (Nehmen ohne Gegenleistung); Versagungen
werden nicht ertragen
à abhängige und
narzisstische Struktur
4. Die Dimension Selbstwert (Selbstwertgefühl versus Scham und Selbstzweifel,
Selbstliebe versus Objektliebe)
Aktiver Modus: inszenierte Selbstsicherheit (und Abwehr von
Selbstzweifeln) bis hin zur Selbstüberschätzung, forcierte Selbstwerterhöhung
durch Statussymbole, Zugehörigkeit zu elitären Kreisen, Schönheitschirurgie und
durch Abgrenzung gegenüber als minderwertig klassifizierten Anderen, sozial
Schwächeren und Versagern; Beziehungen und Partnerschaften dienen primär der
Stabilisierung des Selbstwertgefühls (Selbstobjektfunktion)
à narzisstische Struktur
Passiver Modus: Narzisstische Ansprüche werden eher
zurückgenommen, die Unwichtigkeit der eigenen Person betont; Selbstwertzweifel
werden durch besondere Leistungen kompensiert, für die aber ein hohes Maß an
Anerkennung erwartet wird; hoch verletzbar gegenüber Nichtbeachtung und
beruflicher Zurücksetzung; Beziehungen und Partnerschaften haben oft eine
gemeinsame Vorgeschichte von Kränkungen des Selbstwertgefühls, gemeinsames
Gefühl von Benachteiligung
à depressive Struktur
5. Die Dimension Schuld (egoistische
versus prosoziale Tendenzen[7],
Schuldabweisung/-zuweisung versus Schuldannahme)
Aktiver Modus: Verleugnung oder Verdrängung von Schuldgefühlen,
selbstgerecht, kalt und zynisch wirkende Verfolgung eigener Interessen, Schuld
wird auf andere abgewälzt, Kritik sofort abgewehrt
à narzisstische Struktur
Passiver Modus: Neigung zu Selbstvorwürfen und Selbstbestrafung,
für andere ist immer eine Entschuldigung parat; unterwürfige und überangepasste
Haltung, die von anderen leicht belächelt oder verachtet wird; Geschenke, Lob
und Entschuldigung von anderen können nicht angenommen werden; Bereitschaft,
als Sündenbock herzuhalten; Erkrankungen und medizinische Eingriffe werden
demütig hingenommen, Unzulänglichkeiten der Behandlung übersehen
à depressive Struktur
6. Die Dimension Ödipus (Attraktivität
und Rivalität versus Verzicht und Harmonie)
Aktiver Modus: erotisch verführerisches Auftreten (Diva,
Platzhirsch); Wunsch, die sinnliche Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken;
leere und letztlich enttäuschende Inszenierung großer Posen und Gefühle;
frustrierendes sexuelles Locken und Blocken; Neigung zum Rivalisieren,
Dreiecksverhältnisse
à histrionische Struktur
Passiver Modus: Züge von grauer Maus und Naivität in sexuellen
Dingen; Schüchternheit und das Gefühl, sexuell nicht attraktiv zu sein (eine
gewisse untergründige Koketterie ist allerdings möglich); Vermeidung von
Rivalität und Hinnahme nachgeordneter Positionen, um die Harmonie und
Stabilität von Beziehungen, die Schutz und Geborgenheit spenden sollen, nicht
zu gefährden
à ängstliche Struktur
Die Dimension Identität (fehlende
oder widersprüchliche Vorbilder in der eigenen Familie, Problem der Vereinbarkeit
verschiedener bewusster und unbewusster Selbstidentitäten, Rollenverständnisse
und Rollenerwartungen)[8]
Aktiver Modus: Überspielen und Überkompensation von
Unsicherheiten in der eigenen Identität z. B. durch Idealisierung der
Geschichte der Herkunftsfamilie, Gründung einer neuen Dynastie, Einheiraten in
eine traditionsreiche Familie, übertriebene (fanatische) Identifizierung mit
einem Beruf, einer Gruppe (Partei, Verein) und/oder Religion; übertriebene
Kultivierung oder völlige Verweigerung der Krankenrolle
à histrionische, narzisstische Struktur
Passiver Modus: erlebtes Gefühl des Identitätsmangels („Wer bin
ich eigentlich? Wo gehöre ich hin?“), Patienten wirken ratlos, wankelmütig und
inkonstant, haben für andere kein greifbares Profil, Bindung an Partner mit
ähnlicher Identitätsproblematik oder bedingungslose Unterwerfung der eigenen
Identität unter die des Partners.
à emotional instabile und abhängige Struktur
Die Beziehungsthemen der OPD-2 (die Achsen „Konflikt“ und
„Beziehung“) im Zusammenhang
1. Das Konflikt-Thema
überlebenswichtiger Bindung und notwendiger Individuation (Abhängigkeit versus
Selbstständigkeit)
Aktiver Modus: sucht Distanz, Kampf um
Eigenständigkeit, Unterdrückung von Anlehnungsbedürfnissen, Angst vor Nähe und
Vereinnahmung
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Will alles völlig frei auf seine eigene Weise
machen, anstatt sich in angemessener Weise anderen gegenüber frei und
eigenständig zu entfalten
- Will ganz unbedürftig sein und keinerlei Hilfe
benötigen, anstatt sich in angemessener Weise bedürftig zu zeigen, sich
anzulehnen und anzuvertauen à pseudounabhängige Struktur
- Lässt
andere alles ganz alleine machen, anstatt anderen angemessen Freiraum zu
gewähren und es sie auf ihre Weise machen zu lassen
- Vermeidet
jegliche Einflussnahme auf andere, anstatt andere
angemessen (rollengerecht) anzuleiten und zu führen
- Interessiert
sich für andere wenig oder beachtet andere gar nicht, anstatt zu anderen
angemessen Kontakt aufzunehmen
- Verschließt
sich oder ergreift die Flucht, wenn andere Zuneigung zeigen, anstatt sich
angemessen einzulassen, wenn andere Zuneigung zeigen
- Verschließt
sich, zieht sich zurück, schottet und sondert sich ab, anstatt sich im Kontakt
angemessen zu öffnen und abzugrenzen à schizoide Struktur
Passiver Modus: sucht Nähe und Bindung um jeden
Preis, fühlt sich schwach und hilflos, verleugnet Konflikte und vermeidet
Verantwortung
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Vermeidet Eigenständigkeit und sucht bei anderen
andauernd Anleitung, anstatt sich in angemessener Weise anderen gegenüber
frei und eigenständig zu entfalten
- Bedrängt
andere mit seiner Zuneigung, anstatt anderen in angemessener Weise seine Zuneigung
zu zeigen
- Klammert sich an andere an, anstatt sich in
angemessener Weise bedürftig zu zeigen, sich anzulehnen und anzuvertauen
- Bewundert,
idealisiert und überschätzt andere, anstatt andere in angemessener Weise
wertzuschätzen und anzuerkennen à (offen) abhängige Struktur
- Schreckt vor Aggression zurück, anstatt Ablehnung
und Aggression angemessen zu zeigen
- Nimmt
sich rasch zurück und unterwirft sich anderen, anstatt sich rollengerecht
einzuordnen und anzupassen à abhängige und
depressive Struktur
2. Das Konflikt-Thema Macht
(Ohnmacht und Unterwerfung versus Dominanz und Kontrolle, Eigenes behalten/behaupten
wollen/dürfen versus hergeben und nachgeben müssen/können)
Aktiver Modus: sucht Überlegenheit mit allen
legal(istisch)en Mitteln (hat Angst, selbst bestimmt und beherrscht zu werden);
um die eigene Macht zu demonstrieren, können andere gedemütigt werden
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Kontrolliert andere sehr und stellt an sie hohe
Ansprüche und Anforderungen, anstatt andere angemessen (rollengerecht) anzuleiten
und zu führen à zwanghafte Struktur
Passiver Modus: gekränkte, passiv-aggressive
Unterwerfung, unterdrückte, ohnmächtige Wut, äußere Anpassung bei innerem,
versteckten Widerstand; Krankheit als Mittel, Überlegenheit über die
übermächtig erlebte Umwelt zu gewinnen
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Lehnt sich gegen andere und Regeln auf, ansatt sich rollengerecht
einzuordnen und anzupassen à passiv-aggressive Struktur
3. Das Konflikt-Thema
Versorgung und Autarkie (brauchen und nehmen wollen/können versus gebraucht
werden und geben wollen/können)
Aktiver Modus: selbstgenügsam, altruistisch,
fürsorglich in der unbewussten Hoffnung, dafür selbst (irgendwann) Fürsorge und
Geborgenheit zu bekommen
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Kümmert und sorgt sich ständig um andere, anstatt
sich angemessen um andere zu sorgen und zu kümmern à depressive Struktur
Passiver Modus: unersättliches oral-kaptatives
Haben-wollen (viel und sofort) und fehlendes Selbst-tun-wollen (Nehmen ohne
Gegenleistung); Versagungen werden nicht ertragen à
abhängige und narzisstische Struktur
- Kümmert sich um andere wenig und vernachlässigt sie,
anstatt sich angemessen um andere zu sorgen und zu kümmern à schizoide und narzisstische Struktur
4. Die Dimension Selbstwert (Selbstwertgefühl versus Scham und Selbstzweifel, Selbstliebe versus
Objektliebe)
Aktiver Modus: inszenierte Selbstsicherheit
(und Abwehr von Selbstzweifeln) bis hin zur Selbstüberschätzung, forcierte
Selbstwerterhöhung durch Statussymbole, Zugehörigkeit zu elitären Kreisen,
Schönheitschirurgie und durch Abgrenzung gegenüber als minderwertig
klassifizierten Anderen, sozial Schwächeren und Versagern; Beziehungen und
Partnerschaften dienen primär der Stabilisierung des Selbstwertgefühls
(Selbstobjektfunktion)
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Macht sich ständig wichtig,
stellt sich in den Mittelpunkt und beansprucht über Gebühr Geltung,
anstatt anderen gegenüber in angemessener Weise seinen Wert zur Geltung zu
bringen à narzisstische Struktur
Passiver Modus: Narzisstische Ansprüche werden
eher zurückgenommen, die Unwichtigkeit der eigenen Person betont;
Selbstwertzweifel werden durch besondere Leistungen kompensiert, für die aber
ein hohes Maß an Anerkennung erwartet wird; hoch verletzbar gegenüber
Nichtbeachtung und beruflicher Zurücksetzung; Beziehungen und Partnerschaften haben
oft eine gemeinsame Vorgeschichte von Kränkungen des Selbstwertgefühls, gemeinsames
Gefühl von Benachteiligung
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Entwertet sich selbst und
macht sich selbst klein, anstatt anderen gegenüber in angemessener Weise
seinen Wert zur Geltung zu bringen à depressive Struktur
5. Das Konflikt-Thema
Schuld (egoistische versus prosoziale Tendenzen, Schuldabweisung/-zuweisung
versus Schuldannahme)
Aktiver Modus: Verleugnung oder Verdrängung von
Schuldgefühlen, selbstgerecht, kalt und zynisch wirkende Verfolgung eigener
Interessen, Schuld wird auf andere abgewälzt, Kritik sofort abgewehrt
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Weist jegliche Schuld
gänzlich von sich, anstatt eigene Schuld angemessen anzuerkennen à narzisstische Struktur
- Macht anderen ständig
Vorwürfe, klagt andere ständig an, anstatt andere angemessen für ihre
Schuld verantwortlich zu machen à paranoide Struktur
Passiver Modus: Neigung zu Selbstvorwürfen und
Selbstbestrafung, für andere ist immer eine Entschuldigung parat; unterwürfige
und überangepasste Haltung, die von anderen leicht belächelt oder verachtet
wird; Geschenke, Lob und Entschuldigung von anderen können nicht angenommen
werden; Bereitschaft, als Sündenbock herzuhalten; Erkrankungen und medizinische
Eingriffe werden demütig hingenommen, Unzulänglichkeiten der Behandlung übersehen
Verwandte Themen auf der
Beziehungsachse
- Nimmt Schuld rasch auf sich,
anstatt eigene Schuld angemessen anzuerkennen
- Vermeidet Vorwürfe, entschuldigt
andere, anstatt andere angemessen für ihre Schuld verantwortlich zu machen à depressive Struktur
6. Das Konflikt-Thema
Ödipus (Attraktivität und Rivalität versus Verzicht und Harmonie)
Aktiver Modus: erotisch verführerisches
Auftreten (Diva, Platzhirsch); Wunsch, die sinnliche Aufmerksamkeit anderer auf
sich zu lenken; leere und letztlich enttäuschende Inszenierung großer Posen und
Gefühle; frustrierendes sexuelles Locken und Blocken; Neigung zum Rivalisieren,
Dreiecksverhältnisse à histrionische Struktur
Passiver Modus: Züge von grauer Maus und
Naivität in sexuellen Dingen; Schüchternheit und das Gefühl, sexuell nicht
attraktiv zu sein (eine gewisse untergründige Koketterie ist allerdings
möglich); Vermeidung von Rivalität und Hinnahme nachgeordneter Positionen, um
die Harmonie und Stabilität von Beziehungen, die Schutz und Geborgenheit
spenden sollen, nicht zu gefährden
- Ist aus Furcht vor Angriffen
ständig auf der Hut, anstatt sich angemessen vor Gefahren und Angriffen zu
schützen à ängstliche Struktur
7. Die Dimension Konflikt-Identität (fehlende oder widersprüchliche
Vorbilder in der eigenen Familie, Problem der Vereinbarkeit verschiedener
bewusster und unbewusster Selbstidentitäten, Rollenverständnisse und
Rollenerwartungen)
Aktiver Modus: Überspielen und Überkompensation
von Unsicherheiten in der eigenen Identität z. B. durch Idealisierung der
Geschichte der Herkunftsfamilie, Gründung einer neuen Dynastie, Einheiraten in
eine traditionsreiche Familie, übertriebene (fanatische) Identifizierung mit
einem Beruf, einer Gruppe (Partei, Verein) und/oder Religion; übertriebene
Kultivierung oder völlige Verweigerung der Krankenrolle à
histrionische, narzisstische Struktur
Passiver Modus: erlebtes Gefühl des
Identitätsmangels („Wer bin ich eigentlich? Wo gehöre ich hin?“), Patienten
wirken ratlos, wankelmütig und inkonstant, haben für andere kein greifbares
Profil, Bindung an Partner mit ähnlicher Identitätsproblematik oder
bedingungslose Unterwerfung der eigenen Identität unter die des Partners à
emotional instabile und abhängige Struktur
Themen auf der Beziehungsachse, die auf eine schwerere strukturelle Störung hinweisen
- Entwertet
andere total und beurteilt sie vernichtend, anstatt andere wertzuschätzen
und anzuerkennen
- Verliert
sich völlig, wenn andere Zuneigung zeigen, anstatt sich angemessen einzulassen,
wenn andere Zuneigung zeigen
- Begibt
sich immer wieder völlig ungeschützt in Gefahr, anstatt sich angemessen vor Gefahren und Angriffen
zu schützen
- Bedroht oder attackiert
andere in aggressiver Weise, anstatt Ablehnung und
Aggression angemessen zu zeigen
- Ignoriert
die Grenzen anderer und drängt sich ihnen distanzlos auf, anstatt zu
anderen angemessen Kontakt aufzunehmen
- Ist
anderen gegenüber wenig abgegrenzt oder völlig durchlässig, anstatt sich
im Kontakt angemessen zu öffnen und abzugrenzen
[1] Das beobachtbare repetitive dysfunktionale Beziehungsverhalten eines
Menschen wird von den Autoren der OPD-2 als habituelle Kompromissbildung zur
Bewältigung unbewusster intrapsychischer Konflikte verstanden. Die
intrapsychischen Konflikte beruhen auf dringenden Beziehungswünschen eines
Menschen, die mit starken Ängsten verbunden sind, das Gegenüber könnte auf die
Wünsche in einer zurückweisenden, kränkenden oder strafenden Weise reagieren.
[2] Die Dysfunktionalität kommt darin zum Ausdruck,
dass ein Pol in extremer Ausprägung das Erleben und Verhalten eines Patienten
bestimmt. Der Patient ist in seinem Muster gefangen. Sein Erleben und Verhalten
scheint weitgehend seinem willentlichen Einfluss entzogen. Er hat bezogen auf
das identifizierte Beziehungsmuster keinen oder nur wenig Spielraum. Ihm stehen
keine oder nur sehr eingeschränkte Alternativen des Erlebens und Verhaltens zur
Verfügung.
[3] Die Komplementarität stark ausgeprägter
interpersoneller Muster erklärt das Phänomen besonderer (pathologischer)
Anziehungskraft zwischen zwei Partnern. Z. B. ein Mensch mit einem starken
Bedürfnis, sich in den Mittelpunkt zu stellen (Item 19), benötigt (teils
bewusst, teils unbewusst) einen Partner, der ihn in seiner exponierten Stellung
bewundert und idealisiert (Item 3). Die Komplementarität erklärt zudem, warum
Bindungen trotz offensichtlicher Pathologie erstaunlich stabil sein können.
[4] aufgrund kulturabhängig verinnerlichter sozialer
Normen und Werte
[5] Es handelt sich hier um anal-retentive Antrieb
und ihre Hemmung im Sinne von Schultz-Hencke.
[6] Theorie von Alfred Adler
[7] aufgrund kulturabhängig verinnerlichter sozialer
Normen und Werte
[8] Nach Gerhard Schüßler (1995: „Lehrbuch der
Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie“, Lorch: Uni-Med) werden Menschen
im Laufe ihrer Entwicklung oft in unterschiedlichen Identitäten sozialisiert,
wodurch sich (überwiegend unbewusste) Selbstrepräsentanzen bzw. Teilidentitäten
ergeben: Körper-, Geschlechts-, Familienidentität, ethnische, nationale,
religiöse, soziale, politische, emotionale und berufliche Identität. Verschiedene
Selbstidentitäten (man könnte auch sagen Rollenverständnisse und verinnerlichte
Rollenerwartungen, z. B. bei einer beruflich erfolgreichen Frau, die Mutter
wird und zugleich „Kind“ ihrer eigenen, vielleicht konservativen Eltern bleibt)
können zu einer Identitätsdissonanz führen. Eine Identitätsdissonanz beruht im
Wesentlichen auf einer bewussten und mehr noch auf einer unbewussten
Konfliktdynamik, die von der strukturbedingten Identitätsdiffusion abzugrenzen
ist.
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